Der Tagesablauf eines Hundezüchters!

vom Warliner Rudel
Wir erkunden das Grundstück.

Samstag früh… ohne Wecker erwachend und auf einen schönen Tag mit den Welpen hoffend, öffnest du die Augen. Das Erste was du siehst ist eine große feuchte Hundenase, die dich zufrieden mit jedem Atemzug anpustet. Gott sei Dank ist deine Nase zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz hochgefahren und der vermutlich üble Mundgeruch deines Vierbeiners bleibt unbemerkt. Als nächstes grübelst du kurz darüber nach, was du heute alles Schönes mit den Welpen anstellen wirst. Ein kleiner Spaziergang in der Sonne über das Grundstück? Ja, das machen wir heute. Also frohen Mutes aus dem Bett gesprungen, einen Blick auf den Wecker geworfen und du stellst fest dass du bereits um 6:00 Uhr wach geworden bist. Oh Gott! Wir werden alt. Vor ein paar Jahren war es eine Unmöglichkeit, am Wochenende schon vor 10:00 Uhr wach zu werden.

Also rein in die Hauslatschen, kurz ins Bad und dann raus mit den Hunden an die frische Luft. Jetzt musst du leider feststellen, dass die frische Luft viel zu frisch für deinen Tagesplan mit den Welpen ist. Der Wind weht mit einer gefühlten Geschwindigkeit von locker 120 km/h und die Luft hat eine Temperatur von erfrischenden 3 Grad. Dazu kommt noch der „sanfte“ Regen. Wunderbares Wochenendwetter. Darauf hast du die ganze Woche sehnsüchtig hingearbeitet.

Nun gut, du lässt dir die Laune am Wochenende trotzdem nicht vermiesen und wirfst einen frohen Blick in den Welpenbereich. Dann trifft dich der Schlag. Verdammte Schei… In der Nacht ist der Scheißdämon von Golgatha mitten im Welpenbereich explodiert. Wir ersparen euch jetzt diesen Anblick mit einem Foto und lassen den Gedanken kurz in den Gehirnen der Leser wirken und fahren sogleich mit dem Tagesablauf fort.

Dein erster Gedanke: Schnell alles ordentlich verkabeln und die Hütte in die Luft sprengen! Gott sei Dank sind wir zu zweit und du musst die Schei… nicht alleine saubermachen. Hiermit schon mal einen großen Hut ab an alle Züchter, die dies ohne Hilfe, alleine, bewerkstelligen.

Um eine noch größere Schweinerei zu verhindern, bewaffnest du dich mit einem riesigen Wischmobb und einer gefühlten Tonne Küchenpapier, um dem Chaos Herr zu werden. Du musst das Ganze strategisch clever angehen also: Womit beginnst du als Erstes? Als Erstes wischt du mit dem Super-Mobb die Seen hinfort und bahnst dir so einen Weg durch das Schlachtfeld, im Sicherheitsabstand um die Tretminen herum. Ist die Gefahr des Ertrinkens oder des wegrutschens und in die braune Pampe fallens gebannt, nimmst du dir eine Mine nach der anderen vor und verfrachtest sie mit den Küchentüchern in 10 bis 20 wohlduftende Windelbeutel.

Währenddessen laufen dir die Schweißperlen über die Stirn. Dein Brechreiz hält sich zum Glück in Grenzen, denn deine Nase arbeitet glücklicherweise immer noch auf Halbmast. Natürlich freuen sich die Welpen, dich endlich wiederzusehen und laufen dir die ganze Zeit durch die Beine und zerlegen deine Hausschuhe und Beinkleider in Kleinstteile. Diese morgendliche Putzaktion bewertest du (auf einer Skala vom 1 – 10) mit einem Schwierigkeitsgrad von 10. Es fühlt sich fast so an, als würdest du dich durch das letzte Level deines Lieblings-Ego-Shooters wühlen und wartest nur noch auf das Erscheinen des Endgegners.

Nachdem du grob geschätzt 1.000 Liter heißes Wasser in Kombination mit 500 Liter Super-Hygiene-Boden-Reiniger verbraucht hast, fällt dir auf, dass der Rest deines Rudels draußen völlig durchnässt vor deinem Fenster steht und dich mit Ihren Blicken töten will. Du eilst hin, um ihnen Einlass zu gewähren. Diese stürmen das Gebäude und entladen ihre im Fell aufgesogenen Wassermassen mit schwungvollen Schüttelbewegungen mitten in der Küche. Du denkst nur: Erschießen kannst sie nicht! Putzen musste sowieso und ein neuer Anstrich ist eh überfällig.

Deine zweite Züchterhälfte nutzte währenddessen die Zeit, um den kleinen Kackbratzen etwas köstlichen zum Verspachteln vorzubereiten. Die Baby-Kackbratzen ahnen was jetzt kommt, laufen quitschend durch den Bereich und freuen sich auf das bevorstehende Mahl. Währenddessen verlieren sie wiederrum einige Tretminen und Dekorieren den Bereich abermals um. Die Pi-Pi-Seen bilden eine perfekte Kopie der Mecklenburgischen Seenplatte. Also bewaffnest du dich abermals mit Super-Mobb und Putztücher und räumst dem Welpengewusel hinterher.

Dann endlich kommen die Näpfe wie von Zauberhand geflogen und das Gewusel hat ein Ende. Die Welpen schmausen genüsslich vor sich hin und im Haus breitet sich eine angenehme und extrem entspannende Ruhe aus. Du fährst runter und bist dankbar für diesen super süßen Anblick der schmatzenden Bande. Du bist stolz auf das was du gerade alles geschafft hast und freust dich über einen sauberen und wohl duftenden Welpenbereich. Dass du immer noch in deinen Nachtsachen steckst und dir der Rest deiner Schminke vom Vortag über das Gesicht verlaufen ist, ist dir in diesem Moment sowas von egal. Selbst, wenn es in diesem Moment an der Tür klingeln sollte.

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Manchmal muss man unterstützen.

Deine zweite Züchterhälfte putzte in der Zwischenzeit die Küche und bereitete das Frühstück vor. Es gibt lecker Rührei mit knusprigen Speck und du planst, dich in aller Ruhe vor den Fernseher zu setzen und einen gemütlichen Morgen zu genießen. Der Plan steht, aber leider waren die Welpen zwischendurch mit ihrem Frühstück fertig und wenn Oben was reinkommt, dann muss Unten dafür auch der notwendige Platz geschaffen werden. Also bist du wieder am Putzen und räumst der Bande hinterher. Nun sind sie endlich alle satt, haben gespielt, krabbeln auf ihr Bettchen, kuscheln sich zusammen und schlafen glücklich ein.

Ja! Geschafft! Jetzt darfst du für ca. 2 – 3 Stunden dem Morgen genießen und du entschließt dich, einen Film nebenbei laufen zu lassen. Wenn du mit den Welpen bei diesem traumhaften Wochenendwetter schon nicht nach Draußen kannst, dann machst du wenigstens einen Film in Kinolautstärke an. So bereitet man die Kleinen perfekt auf die anstehende Knallerei zu Silvester vor. Das Wetter Draußen sorgt nebenbei dafür, dass auch die kommenden Gewitter und Stürme kein Problem darstellen sollten. Bevor du also den ersten köstlichen Bissen deines Rührei genießt, drückst du auf Play und ein Film mit dem klangvollen Namen „The Green Inferno“ als Director´s Cut beginnt. Nebenbei schaust du auf die Uhr und musst feststellen, dass du dein Frühstück zu einen Brunch umdeklarieren musst. Es ist bereits 11:00 Uhr. Am Stand der Sonne war das nicht erkennbar, denn sie scheint heute zu streiken.

Das „Frühstück“ ist vernichtet und der Film erreicht seinen Höhepunkt. Darauf wollen wir jetzt nicht näher eingehen. Gott sei Dank ist das Essen drinnen geblieben. Während du gebannt oder doch eher geschockt auf deinen Bildschirm starrst, schleicht sich der Rest des Rudels (noch immer leicht feucht von ihrem Aufenthalt an der frischen Luft) klammheimlich auf die Couch und beginnt sofort mit dem Schnarchen.

Endlich nähert sich der Film seinem Ende. Fazit! Uns war gar nicht so übel. Aber wirklich gut gemacht und für jeden Film-Fan mit starken Magen ein Muss. Es ist nun bereits 13:00 Uhr, das Frühstück wird abgeräumt. Das Rudel nutzt die Gelegenheit, dir in die Küche zu folgen, um zu prüfen, ob die Näpfe wie durch Zauberhand vom großen Futter-Gott gefüllt wurden. Ihre Hoffnungen erfüllen sich und sie vernichten den Inhalt ihrer Futternäpfe im Bruchteil einer Sekunde.

Natürlich läuft dies nicht ohne Nebengeräusche ab und die Welpen werden aus ihrem Verdauungsschlaf gerissen. Sofort wird ihnen klar, dass die Blase drückt. Also wieder den Super-Mobb geschnappt und den Pi-Pi-Seen und den Tretminen den Gar ausgemacht. Da nun auch dein Riechkolben seine volle Leistung erreicht hat, stellst du fest, dass es Zeit wird, um dich in die Badewanne zu begeben.

Eine halbe Stunde Entspannung, ja das ist ein super Plan. Du flitzt ins Bad und lässt das Badewasser ein. Gleich noch eine halbe Flasche Badeschaum hinzu und dann noch einen schnellen Blick in den Welpenbereich. Mist! Du musst wieder putzen und das Putzwasser muss auch zum gefühlten 100. Mal erneuert werden. Also den Eimer geschnappt und ab in den HWR. Dort stellst du fest, dass deine Waschmaschinen, die du am frühen Morgen flott angeschmissen hast, fertig sind. Okay, hängst noch eben die Wäsche auf den Ständer und dann lässt du das neue Putzwasser in den Eimer. Dabei erinnerst du dich, dass das Wasser seit einer geraumen Weile in die Badewanne läuft. Ach herrje… ab nach Oben in Richtung Bad… du siehst schon den Schaum unten durch die Tür drücken und bahnst dir deinen Weg durch deine Hauseigene Schaumparty. Das Wasser reicht bis zum Rand (wir danken dem Erfinder für den eingebauten Überlauf) und du fragst dich, wie du ohne eine Flutwelle zu erzeugen und dein Bad zu überschwemmen in die Wanne steigen sollst. Ach egal, schlimmer kanns nicht werden… du  machst es einfach. Du steckst den ersten Fuß ins Wasser und reißt ihn sofort wieder raus. Das Wasser ist kochend heiß… Beim dösigen aufdrehen des Wasserhahns, warst du immer noch im Putzmodus und hast die ganze Zeit heißes Wasser in die Wanne laufen lassen. Boa nervig! Kurze Zwangspause bis du in die Fluten springst, um für einige Minuten zu entspannen.

Diese Pause nutzt du natürlich, um ein weiteres Mal bei den Welpen durchzufeudeln.

Nun liegst du ganz entspannt in der Wanne, lässt dich ordentlich einweichen und blickst nach einigen Minuten verträumt aus dem Fenster. Der absolute Horror da Draußen. Die Welt geht unter. Dir kommt der Gedanke: Was ist, wenn die kommen um dich zu evakuieren? Dann holen die dich nackt aus der Wanne. Ja ne is klar! Also schnell Haare waschen und wieder raus, abrubbeln und was drübergezogen. Auf dem Weg ins Ankleidezimmer musst du feststellen, dass du noch nicht einmal das Bett gemacht hast. Ach was solls. Heute hat sich niemand angekündigt und die Welpen warten bestimmt schon wieder auf dich, um bespielt zu werden.

Zwischenzeitlich ist es bereits 15:00 Uhr und du bereitest der kleinen Rasselbande was zu fressen vor. Auch dies bekommen sie ziemlich schnell mit und nutzen den Moment, um sich auf das bevorstehende Mahl vorzubereiten. Sie lassen der Natur freien Lauf und verteilen ihre Häufchen und Seen im Welpenbereich. Somit bist du wieder am Putzen, Putzen, Putzen. Um in Ruhe durch den Bereich wischen zu können, lockst du die Mama in den Bereich und die Kleinen genießen eine kleine Zwischenmahlzeit an der Milchbar. Leider bist du barfuß und weißt nun wie sich Hunde-A-A zwischen deinen Zehen anfühlt, weil eines der Monsterchen direkt hinter dir eine kleine, braune, wohldurftende Mine platzierte. Nachdem du neben dem Welpenbereich, auch dich gereinigt hast (wohl bemerkt, du warst gerade erst in der Badewanne), bekommen die Zwerge ihr Futter. Süßes Schmatzen erfüllt das Haus und plötzlich liebst du wieder diese kleinen Kackbratzen. Nachdem alle glücklich und zufrieden sind, nutzt du die Situation, um einige schöne Bilder von den Welpen zu schießen. Der Rest des Rudels genießt derweil den Tag auf der Couch und schnarcht im Chor.

Es ist nun 16:30 Uhr, deine andere Hälfte bereitet die zweite und wohl auch letzte Mahlzeit für euch vor. Das Zeug wird bestimmt wieder so lecker schmecken, dass du kein Ende findest. Ist ja auch egal. Dein Körper sieht fluffig auch ganz gut aus. Während in der Küche das Fleisch in der Pfanne brutzelt, sitzt du am Rechner und bearbeitest schon mal die Bilder, die du eben gerade geschossen hast. So sparst du dir die Arbeit am morgigen Tag. Hoffst du zumindest.

Es ist nun 19:00 Uhr. Glücklich, vollgefressen, Bilder bearbeitet und die Welpen fressen die Reste aus ihrem Napf. Du überlegst, ob du einen Blick in den Welpenbereich riskieren solltest. Die Bilder von heute früh schießen dir durch den Kopf und du hoffst, dass sich das Chaos in Grenzen hält. Deine zweite Hälfte schläft und das soll er auch. Immerhin schläft er seit Wochen im Wohnzimmer auf der Couch und passt auf die Babys auf. Also nimmst du allen Mut zusammen und gehst…

…du bekommst einen innerlichen Nerenzusammenbruch. Die Welpen freuen sich dich zu sehen und rennen wie verrückt auf dich zu. Quer durch ihre Pipi und ihre Tretminen. Da geht einem doch das Züchterherz auf. Jetzt darfst du nicht nur den Welpenbereich feudeln. Nein, nun müssen auch noch die Welpen gebadet werden. Aber da gibt es einen kleinen Trick. Mama Etna schleicht sich mit in den Welpenbereich und lockt ihre kleinen Stinkis auf das Hundebett. Dort lässt sie die Baybs in aller Ruhe an der Milchbar trinken, putzt sie nebenbei sauber und du kannst entspannt das Chaos beseitigen.

Es ist nun 19:45 Uhr, das Telefon klingelt. Deine zweite Hälfte wird davon wach und muss sich erst einmal sortieren. Deine Mutter ist am Telefon: „Du der Papa kommt mit Diego (unser Labrador-Rüde) zu euch. Diego hat eine Verletzung am Rücken. Guckt euch das doch mal an.“ Klar machen wir das!

Du suchst alles zusammen, was sich im Haus zum Säubern einer Wunde anfinden lässt und wartest auf den Patienten. Dein Hasi räumt inzwischen die Küche auf, die ebenfalls schon wieder mit einem Schlachtfeld konkurriert. Die eine Hälfte des Rudels genießt die frische Luft (der Sturm hat sich endlich gelegt) und die andere Hälfte ist immer noch im Land der glücklichen Hundeträume.

Es ist 20:30 Uhr und der Patient hat seine Untersuchung heil überstanden. Die Babys schlafen tief und fest, der Welpenbereich strahlt in neuem Glanz und ganz ehrlich… du hast die Schnauze gestrichen voll.

Die Augen sind schwer, die Gelenke schmerzen und das Bett ruft. Um den Tag entspannt ausklingen zu lassen, kuschelst du dich zu den kleinen Kackbratzen. All der Stress des Tages ist sofort vergessen. Du lauscht ihren süßen Atemgeräuschen und kraulst ihnen die dicken vollgefressenen Babybäuche. Es ist völlig egal, ob sie nach Pipi oder Hundefutter müffeln… du liebst diese süße Bande über alles und freust dich auf die Abenteuer, die du mit den kleinen die kommenden Tage erleben wirst.

Gute Nacht und wundervolle Träume!

(Maik Hansen und Ariane Ritter)

vom Warliner Rudel
Abendbrot beim Warliner Rudel.