Gelogen und betrogen wird Überall!

– Auch in der Hundezucht –

Ja auch wir mussten vor einigen Jahren die traurige Erfahrung machen, dass auch in der Hundezucht betrogen wird. Hier geht es aber nicht nur um Betrug, sondern auch um Urkundenfälschung und Inzucht.

Am Anfang, also beim Aufbau einer Hundezucht, schaut man sich nach passenden Hunden um. Man sitzt teilweise über Monate am Computer und sucht im Netz nach vertrauenswürdigen Züchtern mit Hunden, die eine große Chance haben gesund, wir meinen kerngesund, zu sein. Hunde mit gesunden Vorfahren, um nicht doch noch im Nachhinein feststellen zu müssen, dass man vergeblich mit Erbkrankheiten versucht eine langlebige und gesunde Zucht aufzubauen.

Man bindet unendlich viele Tage ans Bein, um stundenlang durch das Land zu fahren, um diese Züchter und ihre Tiere persönlich kennenzulernen.

Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch eine ganze Menge Geld. Und man nimmt als zukünftiger, verantwortungsbewusster Züchter, der seine Hunde über alles liebt und ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen möchte, sehr viel Geld im Vorfeld in die Hand, um sich seine Traum-Hundezucht aufzubauen.

Wir wussten, dass dies nicht von heute auf morgen geht und somit suchten wir mit Bedacht nach den passenden Hunden für unser Warliner Rudel. Nachdem wir uns bei der Baumannsbande unseren Saupackerrüden Finley ausgesucht hatten, war unser großer Traum, eine passende Doggen-Hündin für das Rudel zu finden. So stießen wir auf Züchter, die offiziell Doggenwelpen ohne Papiere anboten. Was ja völlig in Ordnung ist. Sehr hübsche Tiere mit traumhaft schönen, sehr gut aussehenden Eltern mit super Stammbäumen. Somit nahmen wir im Juli 2013 telefonisch Kontakt zu den Züchtern auf und fielen sozusagen gleich mit der Tür ins Haus. So, wie wir es immer tun, weil wir mit offenen Karten spielen.

„Wir möchten uns eine Saupackerzucht aufbauen und suchen nach einer passenden und gesunden Doggen-Hündin. Haben die Elterntiere Papiere? Und wenn ja, würdet ihr die Hündin auch mit Papieren verkaufen bzw. gäbe es die Möglichkeit die Papiere der Eltern in Kopie mitzubekommen? Wir würden auch mehr für den Hund bezahlen.“

So oder ähnlich nahmen wir mit sehr vielen Züchtern Kontakt auf. Sehr oft war das Gespräch gleich nach dem Wort Saupacker beendet. Viele Züchter, vor allem VDH-Züchter, scheinen auf den Begriff Saupacker allergisch zu reagieren und sind nicht bereit ihre Welpen hierfür herzugeben.

Aber hier stießen wir von Anfang auf offene Ohren und löcherten die Züchter mit unseren Fragen. Wir hatten einen guten ersten Eindruck und entschlossen uns, dort hinzufahren, uns die Welpen anzusehen und uns vielleicht eine passende Hündin auszusuchen. Wir durften uns sogar selbst einen Namen mit „B“ für die Hündin ausdenken und wir einigten uns schnell auf „Blue Angel“.

Kurz darauf fuhren wir los. Wir nahmen über 4 Stunden Anfahrt in Kauf, aber für den richtigen Hund ist kein Weg zu weit.

Dort angekommen, empfing man uns sehr freundlich und aufgeschlossen und wir durften das große, sehr alte, aber trotzdem hübsche Haus betreten. Sie führten uns direkt durch bis in den Hof, wo sich die Welpen und die anderen Hunde der Züchter aufhielten und wie verrückt miteinander tobten. Eine Hündin, die uns auf den Bildern schon sehr gut gefiel, tat es uns gleich an und wir überlegten gar nicht lange und entschieden uns, diese Hündin zu kaufen und Blue Angel zu nennen.

Weitere Käufer waren an dem sonnigen Tag ebenfalls vor Ort und holten ihr neues Familienmitglied nach Hause. Wir verbrachten gute 3 Stunden bei den Züchtern und als wir den Papierkram besprachen, konnten uns die Züchter die Kopien der Elterntiere nicht mitgeben, weil sich die Unterlagen beim Verein befinden. Aber man würde uns die Kopien so schnell wie möglich per Post nachsenden. Dies wurde im Kaufvertrag schriftlich festgehalten und dann ging es ab nach Hause ins Warliner Rudel.

Auf der Rückfahrt durfte Blue Angel es sich auf dem Schoß von Ari gemütlich machen. Sie war eine sehr liebe und entspannte Mitfahrerin. Hat fast die ganze Fahrt verschlafen. Leider musste Ari feststellen, dass es sich auf und unter dem Fell der Hündin einige Flöhe gemütlich gemacht hatten. Gut, das kann vorkommen und somit musste die Maus nach unserer Ankunft zu Hause erst einmal in die Wanne und wurde mit Flohshampoo und danach mit Pulver behandelt. Wir wollten, auf Grund der Flöhe, auf einen ersten Kontakt mit unserem Rudel an diesem Abend verzichten und nahmen die Maus gleich mit zu unseren Eltern, zu einem Grillabend. Eigentlich machen wir so etwas nicht, aber Blue Angel war so aufgeschlossen, neugierig und überhaupt nicht ängstlich, dass wir darin kein Problem sahen.

Blue Angel war eine Schönheit.

Und so war es auch. Sie fand alles im Garten unserer Eltern interessant und beim Essen machte sie es sich zwischen uns auf der Hollywoodschaukel gemütlich und beobachtete gespannt das Geschehen. Jeder durfte sie knuddeln und sie verteilte süße kleine Welpen küsse. Angel gehörte zu den Hunden, in die man sich sofort verliebte.

Den Züchtern hatten wir am darauf folgenden Tag telefonisch von den ersten Stunden und dem ersten Kontakt mit unserem Rudel berichtet und ihnen den Hinweis gegeben, dass Angel Flöhe hatte. Sie bedankten sich für den Hinweis und wollten sogleich alle Tiere mit einem Mittel gegen Flöhe behandeln.

Wir hatten wunderschöne Wochen mit ihr und sie benahm sich überall vorbildlich, auch auf einer Hundeausstellung. Maik nahm sie, zusammen mit Finley, mehrmals und auch für mehrere Tage mit auf die Baustelle, wo wirklich alle ihrem Charme verfallen sind.

Eines Tages ging es ihr plötzlich schlechter. Sie nahm kein Futter mehr an, hatte wässrigen Durchfall und machte einen sehr schlappen Eindruck. Gleich am nächsten Morgen ist Maik mit ihr zu unserem Tierarzt gefahren, der einen möglichen Magen-Darm-Infekt prognostizierte. Er gab ihr Spritzen, um sie aufzupäppeln, aber leider wurde sie im Laufe des Tages immer schwacher und apathischer. Somit fuhren wir am späten Nachmittag wieder zum Tierarzt. Als wir dort ankamen, war sie kaum noch ansprechbar und wir brachten sie sofort in den OP. Nach vielen Versuchen, ihr einen Zugang zu legen, kam nur wenig Blut, um es sogleich auf Entzündungswerte usw. zu prüfen. Auch nach einem Röntgen konnte unser Arzt nichts entdecken, was auf eine mögliche Verstopfung des Verdauungstraktes hinweisen konnte. Somit entschloss er sich, sie aufzumachen und schickte uns, da es bereits sehr spät war, nach Hause.

Auf der Rückfahrt flossen uns die Tränen und wir ahnten bereits innerlich, dass wir Blue Angel nicht lebend wiedersehen. In der Nacht gegen 01:00 Uhr kam dann der Anruf. Unserem Tierarzt fiel es sichtlich schwer, uns die traurige Nachricht zu überbringen. Aber unsere Blue Angel hatte keine Überlebenschancen.

Am nächsten Morgen sind wir in die Praxis, um mit dem Tierarzt abzuklären, was die mögliche Todesursache gewesen sein könnte und  um Blue Angel abzuholen. Der Arzt hatte während der OP herausgefunden, dass ihr Magen-Darm-Trakt komplett leer war. Während der Zugabe von Flüssigkeit, Vitaminen und Mineralien ging es ihr auch zeitweise viel besser. Es konnten keine Verstopfungen oder irgendwelche Verengungen festgestellt werden, aber der komplette Darmtrakt hatte keine Peristaltik. Der Darm hat sozusagen seine komplette Aktivität eingestellt. So gab es keine Überlebenschancen für die noch kleine Maus.

Ein möglicher Grund hierfür ist eine Vergiftung und damit mussten wir nun klarkommen.

Einen Tag später nahmen wir Kontakt mit den Züchtern auf. Wir überbrachten die traurige Nachricht und die Züchter waren äußerst schockiert und traurig. Ein paar Tage später meldeten die Züchter sich bei uns und schlugen vor, dass wir gerne zu Ihnen kommen können und uns einen Welpen bei ihnen aussuchen können. Sie würden uns den Welpen schenken, denn sie hatten noch drei Geschwister von Blue Angel nicht vermittelt.

Nach ein paar Tagen Überlegenszeit, fuhren wir gut eine Woche später hin und suchten uns eine schwarze Hündin aus. Wir tauften sie auf den Namen Black Pearl. Die Züchter empfingen uns freundlich und es gab Kaffee und Kuchen ohne Ende. Ihre Babykatzen tobten auf uns herum und als wir erneut den Papierkram erledigten, erhielten wir sogar die Kopien der Papiere der Elterntiere. Da man in dem Moment einfach glücklich ist, so tolle und liebenswürdige Züchter gefunden zu haben, schaut man sich die Kopien im ersten Moment gar nicht wirklich an und nimmt sie samt Hund einfach mit nach Hause.

Auch hier mussten wir wieder auf der Fahrt feststellen, dass Black Pearl stolze Besitzerin von Flöhen ist. Also wieder ab in die Wanne, bevor sie das Rudel kennenlernen durfte. Erst jetzt kamen uns leise Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Züchter und ihrer „Liebe“ zu den Tieren auf. Diese Zweifel verwarfen/vergaßen wir aber wieder schnell, denn Pearl entwickelte sich prächtig und wuchs zu einer stolzen und wunderschönen Doggen-Hündin heran.

Unsere stolze Black Pearl!

Auch sie war der Blickfang auf den Hundeausstellungen und zeigte sich immer und überall von der besten Seite. Als die Zeit ran war, um Black Pearl zur Zucht zuzulassen, wollten wir die Papiere für sie über unseren Verein anfertigen lassen. Somit übergaben wir die Kopien, die wir seit dem Kauf nicht mehr in den Händen hatten, an unsere Vereinschefin.

Nur einen Tag später rief sie bei uns an und fragte: „Wollt ihr mich verarschen oder wurdet ihr verarscht?“ Wir waren ganz durcheinander und hatten keinen Plan, was sie von uns wollte. Sie musste feststellen, dass die Unterlagen des Rüden an mehreren Stellen gefälscht wurden. Und dies sogar sehr schlecht und laienhaft. Wir erläuterten ihr den Werdegang des Kaufs der Hündin und baten sie, weil sie selber langjährige Doggenzüchterin war, dem ganzen auf den Grund zu gehen.

Dies tat sie noch am selben Tag und so kam schnell heraus, dass der Rüde, also der Vater des Wurfs, aus einer Inzucht, einer Verpaarung zwischen Mutter x Sohn, entstanden ist. Mit den gefälschten Unterlagen wollte man dies vertuschen und naiv wie wir damals waren, fielen wir auf den Betrug herein.

Als der Begriff Inzucht aufkam, fiel es uns wie Schuppen von den Augen. Wir riefen sofort unseren Tierarzt an und erläuterten die aktuelle Situation. Wir mussten gar nicht viel erklären, denn er erkannte sofort das Problem in Bezug auf den Tod von Blue Angel. Er vermutete sofort eine angeborene Nervenschwäche auf Grund der Inzucht, die zum Versagen des Darmtraktes geführt haben kann. Dies hätte man mit einer Autopsie an Blue Angel feststellen können, aber zu dem Zeitpunkt hatte niemand an diese Möglichkeit gedacht. Nun war es hierfür zu spät.

Unsere Vereinschefin informierte sofort die zuständigen Zuchtverbände, die ein Zucht- und Tierhalteverbot aussprachen und wir erstatteten Anzeige bei der Polizei wegen Betrugs und Urkundenfälschung. Es stand hier leider Aussage gegen Aussage und wir erhielten nach vielen Monaten von der zuständigen Staatsanwaltschaft die Einstellung des Verfahrens. Leider zeigte auch das Zucht- und Tierhalteverbot keine große Wirkung, darum immer und überall und zu jeder Zeit skeptisch sein und alles genau prüfen, mehrfach durchlesen und Fragen stellen.

Man kann nie genug hinterfragen.

Diese Erfahrung kostete uns viel Zeit, sehr viel Geld und noch heute vergießen wir an dem Gedanken daran viele Tränen. Nicht nur auf Grund des Verlustes unserer Blue Angel, sondern auch wegen Black Pearl. Wir konnten Black Pearl vor dem Hintergrund der Inzucht und der fehlenden Papiere nicht zur Zucht zulassen und mussten für sie eine neue Familie/ein neues Rudel suchen. Wir fanden tolle, liebevolle Menschen, die sehr stolz auf das wunderschöne Mädchen sind und wir halten Kontakt zu ihnen, denn das Glück all unserer Hunde liegt uns sehr am Herzen.

(Wir nennen absichtlich keine Namen oder benennen nicht den Zwinger, um nicht noch im Nachhinein vom Geschädigten zum Beschuldigten gemacht zu werden!)
(Maik Hansen und Ariane Ritter)