Wie alles begann – Der Bully des Grauens!

Und dann kam Arnie
– Der Bully des Grauens –

Wenn etwas zu ende geht, denkt man an den Anfang!

Maik und Ari lernten sich über die Hunde kennen. Maik war, und ist es noch, stolzer Besitzer eines immer jungen und agilen Labradors mit dem Namen Diego. Ari hatte zur damaligen Zeit ab und an einen Franz-Bully, der auf den Namen Ben hörte, zur Pflege. Und so lief man sich über den Weg. Ben und Diego verstanden sich auf Anhieb. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen tobten und spielten die Beiden über die Wiese. Währenddessen quatschte Maik der Ari die Ohren voll und sie hatte absolut keinen Bock darauf. Offen gestanden, kann sich Ari auch absolut nicht daran erinnern, was der Maik so alles von sich gab. Danach war Ben so fertig, dass Ari den Hund die fünf Stockwerke des schicken DDR-Plattenbaus hochtragen musste.

Im Laufe der nachfolgenden Wochen und Monate traf man sich öfter „rein zufällig“ zum gemeinsamen Gassi-Gang am Abend und lernte sich kennen. Maik nutzte seine neu gewonnenen Kenntnisse über Ari, um sich höchstpersönlich bei ihrer Familie einzuschleimen. Diese Beharrlichkeit zahlte sich aus, denn Maik schaffte es, sich in Ari´s Herz einzuschleichen.

Ben
Ben, eine französische Bulldogge mit Charakter.

Maik bekam bereits sehr früh mit, dass Ari sehr an Ben hing und ihr jedes Mal der Abschied von ihm schwer fiel. Ben ging es ebenso. Bei jeder Verabschiedung blickte Ben mit seinen großen Kulleraugen zurück und meinte sagen zu wollen: Nimm mich wieder mit!

Es flossen oft Tränen und Maik fragte beim damaligen Besitzer nach, ob er den Hund nicht Ari überlassen würde. Er würde auch eine Schutzgebühr bezahlen. Ben sein Besitzer verneinte dies und somit ließ Maik sich etwas einfallen.

Ari sollte ihren eigenen Bully bekommen. Wochenlang durchstöberten Maik und Ari das Internet auf der Suche nach einem wirklich gut aussehenden Franz-Bully mit sportlichen Eltern. Sie wurden fündig und fuhren kurzentschlossen hin, um den Bully nach Hause zu holen. Ari und Maik gaben dem drei Monate alten Rüden den Namen Arnie.  Seine Züchter nannten ihn zwar Barney, aber das passte nicht zu ihnen.

Arnie, Arschie, Arschkowski, Pissi, Schnarchie, Glupschi, Stalki usw.

Die junge Familie, die Arnie verkaufte, meinte noch, dass er bereits stubenrein wäre. Ja was für eine tolle Sache. Ein Welpe, der stubenrein ist. Mensch, da hat man nicht allzu viel Arbeit vor sich.

Dachten man. Somit nahm das Chaos seinen Lauf:

Der erste Kontakt zwischen Diego und Arnie fand Draußen statt. Man gingen mit den Hunden eine gemütliche Runde spazieren. So konnten sich die Beiden in Ruhe beschnüffeln und kennenlernen. Von einem Moment auf den Anderen machte es bei Diego klick und dann ging es auch schon los. Diego seine Gedanken grob zusammengefasst: “Boa ist der cool! Wenn ich ihn umrenne, dann quietscht er. Das muss ich gleich noch Mal machen! Wenn der Kleine komisch guckende Hund sich aufgerappelt hat, kommt er sofort wieder angestürmt! Ja toll! So kann ich ihn gleich wieder umrennen. Das macht Spaß. Ein lebendes Spielzeug nur für mich!”

Herbstspaziergang mit Arnie und Diego.

So oder ähnlich ging es gut eine Woche. Diego und Arnie waren nicht voneinander abzubringen. Sie tobten wie wild Tag und Nacht durch die Gegend. Egal ob Draußen oder Drinnen.

Am ersten Abend sollte Arnie mit im Bett schlafen und Diego neben Ari und Maik auf dem Boden auf seiner Decke. Ja denkste… klein Arnie hüpfte andauernd aus dem Bett, um Diego zum Spielen zu animiere. Nachdem einige Minuten getobt wurde, rannte klein Arnie ohne ersichtlichen Grund weg und machte sein Geschäft auf den bis dahin noch schönen sauberen und hellen Teppich. Das war es dann mit der Stubenreinheit, aber dazu kommen später noch einmal.

Da Ari schon bettfein war, ging Maik mit dem kleinen Pieselmonster nach Draußen, damit er sich lösen konnte. Zur Strafe musste Diego im Wohnzimmer bleiben und Arnie durfte danach zwischen Ari und Maik im Bett schlafen. Da bei Arnie die Durazell-Batterien auf Hochtouren liefen, musste man die ersten Tage/Wochen/Monate gut zwei Mal in der Nacht mit ihm raus. Aber auch das nützte nicht viel, denn Arnie schlich sich regelmäßig aus dem Bett, um irgendwo in der Wohnung sein Geschäft zu machen und den Diego aus seinem Labbi-Schlaf zu reißen.

Eine Klappbox musste her. Eine aus Stoff. Die ist leicht, kann man zusammenklappen und somit überall hin mitnehmen. Eine kleine gemütliche Einzimmerbox für Arschi, damit er sich nachts nicht selbständig machen kann. Kaum war die Box da, durfte der kleine Scheißer seine Nächte in der Box verbringen. Die stand direkt neben Ari am Bett. Man sagt ja, dass Hunde ihr eigenes Nest nicht beschmutzen. Sagt man wohl! Funktioniert nur nicht bei Arschkofski. Da geht man zwei Mal in der Nacht mit dem kleinen Kack-Hund raus und wird früh am Morgen mit einer angenehmen Duftwolke aus dem Schlaf gezerrt. Dem Blödi ist es pieps egal. Der kackt mitten in seine Box und schläft danach entspannt wieder ein.

Als Ari das erste Mal alleine mit Arnie rausging, gab Maik ihr noch einen sehr hilfreichen Tipp. “Ari… du brauchst keine Leine. Ist eh spät und niemand unterwegs und jeder Welpe läuft seinem Besitzer eh nur hinterher.” Jo okay… dann geht die Ari mal eben Gassi. Klappte gut. Arnie folgte der Ari bei jedem Schritt. Aber es war ja auch spät und es gab nix zu entdecken. Außerdem sollte Ari mit dem Kleinen üben. Ein paar Schritte vorgehen, hinhocken, den Namen rufen und gaaaaaanz viel loben, wenn er an seinem Ziel angekommen war.

Am Tag klappt das auch! Manchmal… wir sind ja optimistisch! Arnie hörte recht gut, wenn man ihn ruft. Raus an die frische Luft und ab in Richtung Park. Ihr glaubt gar nicht wie schnell Ari abgemeldet war. Arnie sein Kopf ging nur hin und her. Alles war interessanter. Fahrradfahrer, spielende Kinder, andere Hunde. Und was macht Arnie? Jap… in die Hacken gespuckt und im 6. Gang mit Vollgas allem hinterhergerannt. Wie war das nochmal? Nie einem Hund hinterherlaufen? Der soll von alleine wieder zurückkommen. Ja ne ist klar!!! Hätte Ari den kleinen Frechdachs nicht jedes Mal eingefangen, dann würde er wohl heute noch laufen. Dann hätte er den Erdball zwei Mal umrundet. Maik beobachtete das Ganze aus sicherer Entfernung und lachte sich eins ins Fäustchen. Gott sei Dank, sah Arnie als Welpe soooooo süß aus, dass uns niemand böse war, wenn der kleine Mann Blödsinn machte.

Was Arnie von seiner Box hielt, das wissen wir bereits.  Ein toller Ort zum Scheißen! Aber trotzdem sollte er sich daran gewöhnen und so trainierten man fleißig. Das Training dafür dauerte gefühlt ein Jahr, bis er endlich geschnallt hatte, dass es recht cool dort ist und man sich da drinnen so richtig schön ausschlafen kann. Er bekam sein Futter nur in dieser Box. Das klappte ganz gut, denn Futter fand er geil. Einmal war er so gierig auf seine Mahlzeit, dass er kopfüber in die Box sprang, im Handstand stehen blieb und seinen Napf leerte. So klappte es auch mit dem Hineinlegen auf Befehl recht schnell. Nur das drinnen liegen bleiben und warten, bis man ruft, das brauchte einige Monate.

Trotz alledem, mochte er diese Box nicht. Obwohl es sich um eine Faltbox aus sehr festem Stoff handelte, zerlegte er diese relativ schnell in Kleinstteile. Dies geschah natürlich immer nur dann, wenn niemand zu Hause war. Ari und Maik glauben ja, dass Diego ihn angestiftet hat. Denn diese Box bekam Beine, wenn niemand in der Nähe war. Wohl bemerkt, Arnie befand sich dabei noch in der Box.

Eines Tages schaffte es klein Arschloch-Arnie, ein Loch in die Box zu knabbern und auszubrechen. Ihr habt keine Ahnung, was ein kleiner Hund alles zerschreddert innerhalb einer halben Stunde. Zeitungen, Taschentücher, Kleidungsstücke… was in Reichweite war, wurde gnadenlos vernichtet. Diego hatte ordentlich Spaß, ihm dabei zuzusehen. Man vermutet, dass Diego ihn angefeuert haben könnte. Natürlich wurden währenddessen noch einige Seen strategisch günstig im Wohnzimmer auf dem Teppich verteilt. Im Flur wäre wenigstens Laminat gewesen, aber die Teppiche hatten es ihm angetan. Nur größere Geschäfte hatte er nicht gemacht. Glaubten sie.

Als Ari und Maik eines Morgens mit Arnie eine Löserunde drehten und gut eine Stunde darauf warteten, dass er sein Häufchen macht, gaben sie auf und gingen wieder nach Hause. Kaum zu Hause angekommen, rannte das kleine Mistvieh in das Wohnzimmer und setzte sein Würstchen auf den Teppich. Kaum hatte er das Geschäft erledigt, drehte er sich um, um seine Hinterlassenschaft zu verspeisen. Also, wenn man das als Stubenrein bezeichnen kann? Erst schmutzig machen und dann die Spuren vernichten, indem man sie auffrisst. Ari und Maik war sowas von übel. Diese Unart kam bei ihm in den ersten Monaten öfter durch, wenn man nicht schnell genug war. Einfach irgendwo hinkacken und dann den ganzen Haufen auffressen. Sein Mundgeruch war zum Umkippen. Was noch viel widerlicher war, ist wenn der Hund ca. eine halbe Stunde später das verspeiste Zeug wieder auskotzte. Eine gesunde Mischung aus Hunde-AA und Magensäure mit ein paar Resten Hundefutter. Ari hätte sich fast danebengelegt. Maik hatte arg mit sich zu kämpfen, aber er konnte sich zusammenreißen und die Sauerei wegwischen.

Aber in den richtigen Momenten weiß Arnie sich zu benehmen. Er war ein wirklich süßer, liebevoller Arschlochwelpe. Am zweiten Tag nach seiner Ankunft schlug die Stunde der Wahrheit. Man feierte den Geburtstag von Maik und Aris Mami war zum Kaffee angemeldet. Die Tür ging auf,  Mama kam rein, schon rannte diese Töle hin, stellte sich gut zwei Meter vor ihr auf und guckte sie nur an. Dieser unwiderstehliche Hundeblick mit leicht geneigtem Kopf. Gefühlt eine Minute standen sich Beide gegenüber. Dann kam nur: „Hab ich es doch gewusst!“ Das war aber auch das Einzige was sie sagen konnte.

Wer kann diesem Blick widerstehen?

Der kleine Kampfzwerg war so herzerweichend süß, dass sie sich sofort in ihn verliebte. Diese Masche brachte er bei allen. Egal ob andere Hunde, Familie oder Freunde. Überall schleimte sich dieses Monsterchen ein.

Sein Lieblingscharmespielchen: Alle sitzen gemütlich am Esstisch und klein Arnie schleicht sich von Einem zum Anderen. Er legt den Kopf ganz sanft auf bzw. zwischen die Beine und starrt dich von unten nach oben an. Ein Blick, der einem suggerieren soll: „Ich bin soooo einsam… kümmere dich um mich!!! Oder… gib mir wenigstens was Leckeres, ich bin ja soooo am Verhungern!“ Wenn man nicht darauf reagierte, dann folgt dem Ganzen ein bedauernswertes Schnarch-Schnurren gepaart mit einem sanften Grunzen.

Auf jeder Party war Arnie an vorderster Front. Er stahl allen die Show und hüpfte von einem Schoß auf den Anderen. Er war so beliebt im Freundeskreis, dass man sich sogar bei Ari und Maik beschwerte, wenn sie ihn nicht mitbrachten.

Im Laufe der Zeit klappte es mit der Stubenreinheit immer besser, aber trotz allem waren Diego und Arnie ständig am Toben. Die Zerstörwut des Hundes war ungebrochen. Somit schaffte man sich zwei feste, richtig stabile Hundeboxen an. Eine für das Auto und eine stellten man in Schlafzimmer. Die Box war von da an Maik sein neuer Nachttisch. Da sie Arnie und alles andere in Sicherheit wähnten, ließen sie die Tür zum Schlafzimmer auf, damit sich die beiden Fellnasen nicht so einsam fühlten. Eines Tages kamen wir nach Hause und aus der Box hing ein Schal. Ein Schal von Ari, der sich in einer Schublade im Kleiderschrank befand. Diego hatte die Schublade geöffnet, den Schal dort heraus gestohlen und zu Arnie an die Box gebracht. Beide hatten viel Spaß und zerrten an dem Schal umher. Arnie in der Box und Diego draußen. Als wir die Beiden Klopsköppe auf frischer Tat ertappten, herrschte eine unheimliche Stille im Saal. Diego mochte niemanden ansehen und Arnie machte wieder einen auf Charmebolzen.

Also hieß es, Türen schließen. Schluss mit Spielen, wenn wir nicht da sind. Diego blieb im Wohnzimmer und Arnie im Schlafzimmer. Arnie schien sich zu Tode zu langweilen und fing an, an den Metallstäben zu nagen. Er schien sich hindurchbeißen zu wollen. Weil die Metallstäbe nicht nachgaben, fing Arnie an mit seinem Kopf gegen die Gittertür zu rammen. Diese Variante war um einiges effektiver. Er schaffte es, Kraft seiner Wassersuppe, den Riegel zu zerstören, sich dabei die Schnauze blutig zu schlagen und stellte wieder einigen Unsinn im Schlafzimmer an. Wir waren fast am Verzweifeln. Dieser Hund ließ sich ständig was Neues einfallen.

Weil dem Diego so alleine ebenfalls langweilig wurde, ließ dieser sich auch einiges einfallen. Eines Abends ging Ari in die Küche, um sich aus der Süßigkeitenschublade (so einen Ort haben wir doch alle in unserer Küche) eine Kleinigkeit zum Knabbern herauszuholen. Diego der Schlingel schlich hinterher und beobachtete die ganze Situation. Als Ari sah, dass sie beobachtet wurde, erkannte sie sofort an seinem Blick, dass der Kerl eben etwas Hundewichtiges dazugelernt hatte. Diese neue Lernerfahrung zeigte am darauf folgenden Tag ihre Wirkung. Maik war für einige Tage unterwegs und Ari musste arbeiten. Somit plante Ari, die Mittagspause zu verlängern und den Hunden etwas Gutes zu tun. Es war schönes Wetter und Ari fuhr mit dem Fahrrad nach Hause, um mit den Hunden eine schöne große Runde spazieren zu gehen. Ari steigt die Treppen hinauf und steckt den Schlüssel in die Wohnungstür. Dieses Mal hört man kein Bellen von Diego. Es war mucksmäuschenstill. Normalerweise gibt Diego immer Laut, wenn jemand nach Hause kam. Ari öffnete die Tür und ihr Blick ging sofort in die Küche. Diego hatte ungelogen alle Schubläden und Schränke in der Küche geöffnet und durchwühlt. Was genau er dort suchte, zeigte sich im Wohnzimmer. Diego hatte Hunger! So ein Labrador hat immer Hunger. Labradore bestehen aus Magen mit Fell drum herum. Er bediente sich in den Schränken und schleppte Toastbrot, Tütensuppen und Arnies neu gekauftes, super teures Luxus-Bully-Welpen-Futter mit auf seine Decke und vernichtete alles bis auf den letzten Krümel. Nachdem er wirklich alles verspeist hatte, versuchte er seine Spuren zu verwischen und stopfte die verräterischen Verpackungen hinter den Wohnzimmerschrank. Da ja im Laufe der Zeit das Trockenfutter in seinem Magen aufgequoll, wurde es eng im Bauch und Diego musste sich übergeben. Dies wollt er auch verheimlichen und kotzte auf die Couch hinter die Sitzkissen. Zwei richtig schöne große Trockenfutter-Kotz-Haufen machten die Couch zunichte. Da Ari ungeplant früher nach Hause kam, schaffte Diego es nicht, alle Beweise zu verstecken und so lag er inmitten von Verpackungsresten auf seiner Decke und guckte Ari ertappt an. Tja! Strafe muss sein. Ari nutzte nun ihre Mittagspause, um im Wohnzimmer klar Schiff zu machen und die Gassi-Runde viel für Diego und Arnie sehr kurz aus. Natürlich hatte Arnie zwischendurch auch wieder versucht aus seiner Box auszubrechen und sich abermals die Schnauze an den angeknabberten Metallstäben blutig gerubbelt. Aber so etwas stört einen Bulli nicht. Die sind hart im Nehmen. Einmal schütteln und die Welt ist wieder in Ordnung.

Wir nahmen unsere Hunde so oft es ging überall mit hin. Ganz besonders liebte Pissnelke Arnie den guten Teppich von Aris Eltern. War man nicht schnell genug, dann ließ er der Natur freien Lauf und verteilte seine Pipi beim Rennen im ganzen Wohnzimmer. Ari kroch ständig mit 10 Tonnen Küchentüchern hinterher, um seine Hinterlassenschaft so gut es geht aufzunehmen.

Im Laufe der Monate planten wir ein Haus zu kaufen, um für uns und auch für die Hunde mehr Platz zu haben und Ruhe zu finden. Die Spaziergänge im Park waren einfach nicht mehr schön. Viel zu viele unerzogene Hunde und leider auch sehr viele Nichthundemenschen hielten sich dort auf. Wenn man seine Hunde frei laufen lassen wollte, dann musste man sich in das Auto setzen und gute 20 Minuten fahren, um ein ruhiges Fleckchen Erde zu finden. War man Abends auf der letzten Gassi-Runde, blickte man ständig nach Vorne und Hinten, um die Lage zu sondieren, damit man die Beiden auch für kurze Zeit ohne Leine laufen lassen konnte. Man war ständig in Alarmbereitschaft und von einem entspannten Spaziergang weit entfernt.

Wir suchten auf einschlägigen Internetseiten nach einer passenden Immobilie für uns, die in unser Budget passte. Unser Budget sah so aus: Wir haben nix, wollen nicht viel, nur raus aus der Stadt und handwerklich begabt sind wir auch noch. Aber irgendwie war nichts Ansprechendes dabei. Als wir eines Sonntags mit dem Fahrzeug unterwegs waren, durchfuhren wir, wie so oft, den Ort Warlin und Ari fiel ein, dass es hier eine sehr günstige Immobilie zum Kauf gab, die aber im Internet nicht allzu schön präsentiert wurde. Somit durchfuhren wir den Ort auf der Suche nach dem „Häuschen“ und wurden schnell fündig.

Ist es nicht hübsch?

Die Nachbarn sprachen uns sofort an und organisierten die Schlüssel für das Haus, damit wir es uns ansehen konnten. Von Außen war das Haus hübsch, aber in die Jahre gekommen. Als wir es betraten, erinnerten wir uns sofort an unsere Kindheit, die wir oft bei den Großeltern auf dem Land verbrachten. Einfache und klein gestaltete Räume, die mit einem Kachelofen beheizt wurden. Durch eine Waschküche kam man in den Stall und über eine schmale und sehr steile Treppe kam man auf den Boden. Ari erblickte den Dachboden mit seinen Balken und war sofort verliebt. Ihr schossen die Ideen durch den Kopf und wollte direkt mit der Planung der Inneneinteilung beginnen. Auch das Grundstück überzeugte sofort. Die Erbengemeinschaft hatte einen Teil des Grundstücks frisch gemäht und insgesamt schien es ein riesig großes Stück Land zu sein. Im Verhältnis zu den Grundstücken, die man in der Stadt erwerben konnte. Dazu noch eine riesige Holzscheune, ein Hühnerstall und ein weiterer Schuppen im Vorgarten machten das ganze perfekt. Wir riefen noch am selben Tag, wie gesagt es war Sonntag, den Makler an. Dieser war nicht scharf darauf, die Immobilie zu verkaufen. Da blieb nicht viel hängen für ihn und wollte uns direkt auf andere Immobilien aufmerksam machen, die natürlich teurer waren, wo aber nicht allzu viel handwerkliches Geschick gefragt ist. Aber wir waren verliebt und voller Energie, diese Aufgabe anzugehen.

Leider dauerte es gute 7 schöne sonnige und warme Sommer-Wochen, bis die Bank endlich mitspielte und wir starteten die Abrissarbeiten Ende August 2010. Freunde und Familienmitglieder waren von unserem Plan nur schwer zu überzeugen. Unsere Eltern hatten definitiv viele schlaflose Nächte, aber wir waren nicht aufzuhalten. Somit packten wir alle, wirklich alle, an und entkernten das komplette Haus. Wir veranstalteten gefühlte 12 Abrisspartys. Dank der Hilfe vieler Hände verlief der Abriss schnell und Problemlos. Unsere Hunde Diego und Arnie genossen ihre neu gewonnene Freiheit und hielten sich fast nur Draußen auf. Zwischendurch kam Arnie mal ins Haus, um zu gucken ob noch alle da sind und nebenbei die alten Balken im Haus zu markieren.

Diese kleine Pissnelke! Draußen und in der Scheune stapelten sich der Schutt und der Lehm. Den Lehmberg in der Scheune liebte Arnie ganz besonders. Der war sozusagen sein Scheiß-Thron. Kaum kamen wir morgens auf dem Grundstück an, lief er flink wie der Roadrunner in die Scheune, kletterte den Berg hinauf und setzte seine Hinterlassenschaft auf den höchsten Punkt. Wir schüttelten immer nur die Köpfe, aber Arnie fand es gut. Heute sucht er sich immer noch erhöhte Stellen, um seinen Haufen strategisch günstig zu platzieren. Am liebsten sind ihm Maulwurfshaufen. Er buddelt sich auf dem Berg ein kleines Loch und kackt fein säuberlich dort rein. Was der Maulwurf wohl davon hält?

Dank unserer vielen Helfer, bei denen wir uns gar nicht oft genug bedanken können, konnte der Umbau im Haus schnell beginnen und schritt zügig voran. Natürlich fand dies immer mit kleinen frechen Spielereien von Arnie statt. Wir verlegten die Abflussrohre und Arnie schlich sich in das Haus, klaute unsere Arbeitsmaterialien und flitzte wieder raus. Wenn wir es nicht sofort mitbekamen, dallerte der kleine Stinker durch die Baustelle und trug stolz wie Bolle sein ergaunertes neues Spielzeug umher. Wir können nicht sagen, wie oft wir dem kleinen Spitzohr hinterhergelaufen sind, um unsere Werkzeuge und Arbeitsmaterialien wieder zusammen zu bekommen. Zumindest hatte Arnie ordentlich Spaß dabei und wir sammelten Kilometer.

Leider sind die Abdrücke heute nicht mehr zu sehen.

In der schönen Jahreszeit genossen Arnie und sein Kumpel Diego die Freiheit, sich frei im Haus und auf dem Grundstück bewegen zu können. Es gab ein ständiges Rein und Raus. Bis zu diesem einen Tag. Der Tag an dem die Fenster geliefert wurden. Die Hunde haben schon mitbekommen, dass da was passiert und die großen Löcher in der Wand verschlossen werden. Trotzdem gab es kurz darauf einen richtig schönen dumpfen Knall. Arnie ist im Sprint mit voller Wucht gegen die Glasscheibe gelaufen. Für eine halbe Sekunde sah er leicht verwirrt aus, aber dann schüttelte er sich kurz und war wieder der Alte. Dies passierte dann ungefähr noch zwei Mal. Danach hatte sich die neue Information in seinem Gehirn abgespeichert.

Pünktlich zur kalten Jahreszeit hatten wir alle Fenster und die neue Eingangstür eingebaut. Wir versuchten die Baustelle mit dem Kachelofen und einem weiteren Kaminofen zu beheizen. Brachte auf Grund der Größe aber nicht allzu viel. Nur Arnie genoss es. Er lag auf seiner Kuscheldecke direkt vor dem Ofen und ließ sich den Pelz auf 3 mm runterbrutzeln. Er lag so dicht am Feuer, dass wir schon Wetten abschlossen, wann der Hund in Flammen aufgehen würde. Wir hingegen, versuchten im 10-Schichten-Zwiebel-Look auf der Baustelle voranzukommen.

Irgendwann zur kalten Jahreszeit trug es sich zu, dass es an einem Fenster im unteren Stockwerk klopfte. Eine Klingel gab es damals noch nicht und ein Klopfen an der Tür wäre sinnlos gewesen. Wir waren gerade dabei im oberen Stockwerk die lange geplante Aufteilung der Zimmer mit Ständerwerken zu realisieren. Wir schauten hinaus und erblickten von Oben einen Mann auf unserem Grundstück vor dem Fenster unseres Hauswirtschaftsraums. Direkt hinter diesem Mann lag unser Labrador, der Diego. Dies hatte dieser Mann noch gar nicht mitbekommen. Diego schien sich über diesen unbeplanten Besuch zu freuen, denn er hatte seinen Ball mitgebracht und wollte den wohl netten Herren zum Spielen auffordern. Das war der Moment, den Maik nutzte, um der Ari ein Versprechen abzuluchsen. Er schaute die Ari mit großen strengen Augen an und sagte: “ICH WILL EINEN RICHTIGEN HUND!” Und so kam es, dass wir kurz nach unserem Einzug im Haus nach großen, langlebigen Hunderassen suchten und stießen auf den Saupacker.

Unser Fleiß zahlte sich aus und so konnten wir nach „nur“ 10 Monaten Bauzeit einziehen und unser neues altes Haus genießen. Zwischenzeitlich wurde unser Rudel um einen Hund größer. Der Besitzer von Ben, der kleine weiße Bully aus unserer Anfangszeit, hatte sich bei uns gemeldet und um Hilfe gebeten. Ben ging es in seinem aktuellen Umfeld nicht sehr gut und war sehr abgemagert. Wir zögerten keine Sekunde und holten den kleinen Mann zu uns ins Rudel.

Winterspaziergang

Arnie war davon nicht allzu sehr begeistert und zeigte uns dies regelmäßig in langfristig geplanten Bully-Protest-Aktionen. Er markierte an und auf der Couch, an den neuen Holzbalken, Pappkartons und vieles mehr. Am liebsten Orte bzw. Dinge, die etwas mit Maik zu tun hatten. Der Höhepunkt seines Protestmarsches war, als er eines Tages über einen der Barhocker auf die Kücheninsel geklettert ist und den auf der Insel befindlichen Laptop von Maik angepinkelt hatte. Danach war Schluss mit Lustig und er bekam wieder eine Box, in der er sich aufhalten musste, wenn wir mal nicht zu Hause waren. Diese Unart von Arschkofski stellte sich erst wieder komplett ein, als wir Ben im Oktober 2015 über die Regenbogenbrücke gehen lassen mussten.

Das alte, noch kleine, Warliner Rudel.

Trotz Allem… Egal wie viel Ärger uns dieser kleine, freche, glupschäugige Spitzohr-Bully bisher machte. Wir lieben diesen mit 1000 Dezibel schnarchenden Stinker, ertragen sehr gerne seine übel riechenden Bully-Fürze und werden ihm, so lange er lebt, alle Wünsche von seiner Knautschnase ablesen.

Eine Abkühlung an heißen Tagen.

Leider durften wir seine angenehme Nähe nicht sehr lange genießen. Auf Grund eines Schlaganfalls im Spätsommer des Jahres 2013 wurde Arnie fast blind und baute in seinem 8 Lebensjahr stark ab. Er bekam alles was er brauchte, um ein angenehmes und glückliches Bully-Leben führen zu können. Doch leider mussten wir ihn am 29. Juli 2018, einen Tag vor seinem 9. Geburtstag, über die Regenbogenbrücke gehen lassen.

Jeder weiß, dass irgendwann jedes Herz aufhört zu schlagen, aber trotzdem ist es jedes Mal schwer diesen Verlust zu verarbeiten und zu akzeptieren. Man fragt sich, ob man nicht doch noch mehr hätte machen können. Macht sich womöglich Vorwürfe. Aber das ist Blödsinn und Zeit- und Energieverschwendung.

“Wenn etwas zu ende geht, dann denkt man an den Anfang!”

So sollten wir es immer handhaben. Man sollte an die schönen Minuten, Stunden, Tage, Monate und Jahre, die man mit seinem geliebten Tier oder einem geliebten Menschen hatte, zurückdenken und diese schönen Erinnerungen und das Glücksgefühl mit in die Zukunft nehmen und weitermachen.